Liebe Leserinnen und Leser,
vermutlich haben sich einige gefragt, weshalb es zur dritten Offenlage so ruhig auf dem Blog war.
Der Grund ist nicht etwa, dass es wenig zu sagen gegeben hätte. Immerhin fanden sich in den beiden neu aufgelegten Dokumenten durchaus Angriffspunkte. Aber der Aufwand weiteren Mobilisierens angesichts der vor allem für die Verbände, BI und Vereine wichtigen Inhalte, hätte nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen gestanden.
Was für die Allgemeinbevölkerung an realistischen Kritikpunkten genannt werden musste, wurde bereits in Auflage eins und zwei des Verfahrens dargelegt, soweit wir informiert sind. Auch private Widersprüche aufgrund befürchteter Enteignungen oder Grundstückswertverluste sind schon in der ersten Auslage vielfach eingegangen, sodass diejenigen, die privat klagen wollten, zumindest die Gelegenheit dazu genutzt hatten.
Die zweite Offenlage besserte also eher nach, es gab Verschiebungen, der am häufigsten genannte Kritikpunkt, die PWC-Anlage wurde gestrichen.
Dass es zu einer dritten Offenlage kam, ohne dass bisher ein vor Jahren versprochener ERÖRTERUNGSTERMIN stattgefunden hätte, spricht Bände. Das RP versucht offenbar, immer noch im „Ersten Verfahren“, nachzubessern – das gelingt unserer Ansicht nach nicht. Und eben dieses zeigte auch die eigene Nacharbeit des RP….
Was also war das Ergebnis DIESER Offenlage?
Nun, der Bericht zur Umweltverträglichkeitsprüfung 19.8b zeigt sehr klar und deutlich, dass die Endelbergtrasse NICHT, wie bisher mehrfach behauptet, die „beste Variante“ ist. Legt man die bisherigen Berichte nebeneinander, ergibt sich durchaus, dass die bisher vorgebrachten Kritikpunkte bei genauem Hinsehen ihre Berechtigung hatten und haben und auch weiterhin haben werden. Anders also als der Oberbürgermeister der Nachbarstadt, Michael Bulander, am 23.6.2020 in der „Kreisecke“ des Schwäbischen Tagblatts von sich gab, überzeugt hier eben keine „gute Planung“. Ansonsten wäre schwer erklärbar, wieso diese so oft, so massiv und dann eben auch so eilig „nachgebessert“ werden musste.

Es wird darüber hinaus im Jahr 2024 deutlich, dass eine Tunnellösung erstens nicht gut genug geprüft wurde und zweitens aus artenschutzfachlicher Sicht die eigentlich einzige vertretbare Lösung ist. Hier zeigt sich dies für die Wanstschrecke ganz klar, dasselbe gilt aber auch für die Zauneidechsenvorkommen.

Wir wollen hier nicht noch einmal auf alle in den ersten beiden Offenlagen deutlich gewordenen Widersprüche innerhalb der Argumentation des Bauvorhabens und die fadenscheinige Darlegung des unbedingten „öffentlichen Interesses“ eingehen, aber: da diese auf der Hand liegen, entfällt unserer Ansicht nach auch der Grund des Baus angesichts der in dieser Offenlage deutlich werdenden ganz objektiven Nachteile.
Auch beim Klimafachbericht, dem zweiten erneut ausgelegten Dokument, wurde wieder schnell gearbeitet, was sich daran zeigt, dass Amortisierungszeiten nicht mit angegeben wurden. Wäre dies der Fall gewesen, wäre deutlich geworden, dass ein Tunnelbau in diesem Fall im Vergleich zur Endelbergtrasse mit ihrem immensen Betonverbrauch nur unwesentlich abweicht und dass der CO2-Ausstoß DIESES Tunnels (damit niemand auf die Idee kommt, ihn mit dem Schindhaubasistunnel zu vergleichen) sich wiederum im Vergleich zur Variante 1g (Endelbergtrasse) rasch amortisiert hätte. In anderen Worten: die klimaSCHONENDERE Variante WÄRE unter Berücksichtigung von Lebenszeit, Streckenführung und vielleicht auch aktueller technischer Entwicklungen in diesem Fall der Tunnel. Zwar wird beim Bau eines Tunnels zunächst mehr Co2 ausgestoßen als beim Bau der Endelbergtrasse, aber durch die deutlich kürzere Fahrtstrecke wird am Ende hier sehr rasch dieses wieder eingespart. Das wird im Bericht zwar ganz explizit so nicht formuliert, aber die Aussage, dass eine Tunnellösung wesentlich schlechter abschnitte, wird in diesem Gutachten deutlich relativiert.
Aufgrund all dessen sind wir sehr dankbar, dass auch bei dieser Offenlage die Verbände wie der BUND, der LNV, der NABU und der Verein unseres Bündnisses noch einmal aktiv geworden ist und dass wir nach wie vor mit der Unterstützung Jürgen Reschs von der Deutschen Umwelthilfe rechnen dürfen (Näheres zu einer geplanten gemeinsamen Veranstaltung dann beizeiten!).
Danke, Jürgen, für Dein stetiges Ermutigen und Zur-Seite-Stehen!
Vermutlich wird das Ende der Trasse juristisch geklärt werden müssen – die jetzt vorliegenden eigenen Gutachten des RP haben zumindest eines gebracht: Die Aussage, die Endelbergtrasse sei eine „schonende Umfahrungsvariante“ kann so nicht mehr weiter geäußert werden, die Wahrheit war, ist endlich wieder und bleibt, was Regierungspräsident Max Glögler schon vor Jahrzehnten sagte: „Bei anderen Alternativen dürfen wir laut höchstrichterlichem Urteil die Trasse mit dem höchsten Landverbrauch nicht bauen!“ Denn die Fläche, das Gelände, geht unweigerlich zuende. Es ist Zeit für eine echte Wende und einen realistischen und realisierbaren Umschwung im Verkehr, damit Ofterdingen, die Natur und die B27 endlich zur Ruhe kommen!

(ak)

Ein Kommentar zu “Gelände: Ende – Zeit zur Wende!”