Die Chronik der Endelbergtrasse – Schilda im Steinlachtal

Lang war der Weg – und geändert hat sich nix. Fun Facts!

  • 1975: Linienfeststellungsverfahren für die B27 – Die Endelbergtrasse ist dabei. Ökologisches Bewusstsein und Umweltsensibilität waren noch kaum im öffentlichen Denken präsent. Bundesverkehrsminister ist Kurt Gscheidle, SPD.

  • 1976: das nach wie vor SPD-geführte Bundesverkehrsministerium legt die Endelbergtrasse zwischen Ofterdingen und Nehren im Steinlachtal fest. Die GRÜNEN gibt es noch nicht.

  • 1981: Das RP spricht sich gegen die Wünsche Ofterdingens nach einer Endelbergtrasse aus, Kürzungen im Straßenbau verlagern die Prioritätensetzung von „Ausbau statt Neubau“

    Bei Wiederaufgriff der Planungen erfolgt ein Vorstoß der Ofterdinger SPD, um Umwelt und Bevölkerung zu schützen: der vierspurige Ausbau unter Ofterdingen durch.

  • 1985: Ablehnung der Endelbergtrasse, Forderung nach Alternativenprüfungen in Hinblick auf die sich entwickelnde technische Machbarkeit.

  • 1990: SPD und „Die Grünen“ sind gegen diese Form des Ausbaus der B27. Auch die Bürgermeister sind gegen dieses Mega-Bauwerk zulasten der Umwelt. Das RP lehnt eine Untertunnelung Ofterdingens aus Kostengründen ab, äußert sich also nicht, scheint aber da die umweltschädlichste Variante zu favorisieren. Das Bundesverkehrsministerium ist in der Hand der CSU.

  • 1991: Das RP offeriert eine Alternative, die „große Kriegerdenkmalstrasse“, die später von Ofterdingen „verbaut“ wird. Eine Umweltverträglichkeitsstudie ist nicht vorhanden.

  • 1992: Gemeinderatsfraktionen kritisieren die Informationspolitik des RP, da die Planungen intransparent wirken. Das Bundesverkehrsministerium, nun in der Hand der CDU, erklärt das Ausbauprojekt als vorrangig.

  • 1993: Es liegt eine Umweltverträglichkeitsstudie vor. Regierungspräsident Gögler bewertet die Endelbergtrasse als die schädlichste von allen, die Untertunnelung am ökologisch sinnvollsten, jedoch zu teuer. Der Mössinger Bürgermeister Hans Auer appelliert an die Gemeinden, sich gemeinsam gegen das Projekt Endelbergtrasse zu stemmen, damit die Trasse nicht auf Kosten einer einzigen Gemeinde gebaut wird.

  • 1994: die Gemeinde Mössingen spricht sich gegen die Endelbergtrasse aus. Einerseits wegen der Umweltverträglichkeitsstudie, aber auch wegen der städteeigenen Interessenslage: es geht um das Wohngebiet Dachtel, das unter der Trasse leiden wird. Die Stadt übt sich in Solidarität mit Ofterdingen und wird deswegen nicht gegen die Endelbergtrasse aktiv. Allerdings wird in Ofterdingen NIE etwas gegen die durch die B27 verursachten Belastungen der Bürgerschaft unternommen. Bis zum Jahr 2020 nicht!

    1994: Ofterdingen legt sich auf die Endelbergtrasse fest. Kurz danach präsentiert das RP seine Präferenz: Die Kriegerdenkmalstrasse mit kurzem Tunnel durch den Endelberg. Das RP lehnt die Endelbergtrasse ZU DIESEM ZEITPUNKT aus ÖKOLGISCHEN GRÜNDEN ab. Regierungspräsident Gögler sagt: „Bei anderen Alternativen dürfen wir laut höchstrichterlichem Urteil die Trasse mit dem größten Landverbrauch nicht bauen!“ Ofterdingen möchte die Kriegerdenkmalstrasse aber nicht….

  • 1995: Ofterdingen scheint zu bersten – SPD und Grüne sind gegen die Endelbergtrasse – CDU und FWV dafür. „Die Gemeinde“ will Rechtsbeistand. Auch Mössingen spricht sich nun für die Endelbergtrasse aus, weil diese die „größte Entlastung“ zu garantieren scheint. Eine aktuelle Umweltverträglichkeitsprüfung liegt diesbezüglich nicht vor.

  • 1996: In Nehren spricht sich die Gemeinde gegen die Endelbergtrasse aus, weil sie Einbußen in der Lebensqualität fürchtet. Eine mittlerweile vorhandene Umweltverträglichkeitsprüfung bescheinigt der Trasse erneut die schlechteste ökologische Bilanz.

  • 1997: Ofterdingen schafft Tatsachen und realisiert das Gewerbegebiet „Stetten II“, vermutlich dauert dem Ort das Warten zu lange – und der Bau des Gebietes soll Tatsachen zementieren. Das RP kündigt aufsichtsrechtliche Mittel an, das Landratsamt erkennt keinen Verstoß, offenbar ist die Entscheidung zwar moralisch und nachbarschaftlich fragwürdig, an sich aber rechtlich tadellos.

  • 1998: Die Vorentscheidung fällt somit für die Endelbergtrasse – mit der Begründung, dass beim Bau der Kriegerdenkmalstrasse Anwohner belästigt würden. Außerdem befürchtet man Konflikte mit dem nunmehr ausgewiesenen Gewerbegebiet „Stetten II“. Die damalige Kreis-SPD zeigt Haltung und Rückgrat und engagiert sich gegen die Endelbergtrasse. „Steinlachmobil“ auf der Suche nach Alternativen wird gegründet. Bundesverkehrsministerium unter Franz Müntefering, SPD.

  • 1998: Die Endelbergtrasse soll die Grundlage für die weitere Planung des Ausbaus bilden. Kosten sollten 82 Millionen DM sein. Optimistische Planungsfestlegung war der Baubeginn 2005.

  • 1999: Der Mössinger GR sieht erstmals die Pläne und ist aufgrund der Lärmschutzwälle und der Dimensionen, die die Endelbergtrasse mit sich bringt, nicht einverstanden. Nehren und „Steinlachmobil“ fordern eine Überprüfung einer Doppelstock-Tunnellösung.

  • 2000: Mössingen fällt – der Beschluss gegen die Endelbergtrasse wird gekippt, der aktuelle Bürgermeister Werner Fifka verfasst eine Resolution „Pro Endelberg“ und lenkt den Gemeinderat vor dem Hintergrund versprochener florierender Wirtschaft. „Die Grünen“ benennen die Hintergründe: „Kuhhandel mit Ofterdingen“, obwohl mittlerweile Natura-2000-Gebiete auf dem Trassenverlauf liegen.

  • 2001: das RP verwirft zwei Planungsalternativen rund um Ofterdingen herum und die 2+2-Lösung. Erstere aus Gründen des Umweltschutzes, was beim aktuellen, also heutigen – 2020 – Planungsstand fast ironisch anmutet. Die damaligen 118 Millionen Mark für den Tunnel scheinen zu teuer, wirken aber im Jahr 2020 ebenfalls eher amüsant, bedenkt man die Kosten, die für die aktuelle Variante Endelbergtrasse angesetzt wurden.

  • 2013: der Verein „Steinlachmobil“ löst sich auf

  • 2016: Der Ausbau der B27-Endelbergtrasse wird vom Bundesverkehrsministerium als gering prioritär festgestellt und in der Ausbaunotwendigkeit herabgestuft. Es wird amtlich erhoben, dass keine besondere Notwendigkeit besteht, da die B27 „kein Engpass“ sei. Bundesverkehrsministerium: CSU. Zeitgleich werden angeblich die verworfenen Alternativen durch das RP „überprüft“

  • 2018: das RP kommt langsam in die Gänge und abeitet an den Plänen

  • 2019: Offenlage der Pläne um den Ausbau der Endelbergtrasse. Im Juni jubiliert Mössingens OB Bulander im Tagblatt: „Befürworter und Kritiker des Ausbaus der B 27 werden Ansprechpartner und Antworten finden. Jeder kann sich seine Meinung bilden.“ Das haben wir getan und das „bündnis nachhaltige mobilität STEINLACHTAL“ gegründet, weil wir es für unmöglich hielten, dass die gesamten Einwände, die schon seit Jahren geäußert werden, ignoriert worden sein sollen. Auch in dem hier vorgelegten Plan dokumentiert die UVP massive Umweltverstöße und Artensterben im Baufall.

  • 2.10.2020: Möglichkeit, der offengelegten Planung zu widersprechen. 500 Eingaben wurden getätigt. ==> Das LANDESVERKEHRSMINISTERIUM BADEN-WÜRTEMBERG ist erstmals in Händen eines GRÜNEN VERKEHRSMINISTERS – und der SCHWEIGT! Und das Bundesministerium – CSU. Wie lange noch, steht angesichts der geballten Kompetenz aktuell zur Diskussion.

  • 17.02.2021 „Die Europäische Kommission hat heute beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen Deutschland wegen unzureichender Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie Klage eingereicht. Sie wirft Bund und Ländern vor, die als Natura-2000-Gebiete ausgewiesenen FFH-Flächen unzureichend rechtlich zu sichern und keine ausreichend konkreten Schutzziele zu formulieren. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Offenbar haben Bund und Länder den genau vor einem Jahr ergangenen Warnschuss, die sogenannte begründete Stellungnahme, der EU-Kommission nicht gehört und die Missstände nicht behoben. Jetzt drohen eine weitere Verurteilung durch die Richter in Luxemburg und bei weiterem Nichtstun unter Umständen sogar Strafzahlungen. Die Länder und der Bund müssen endlich tätig werden.“ – https://www.presseportal.de/pm/6347/4842044

  • (ak)