Nachdem die „Denker“ aus dem Zollernalbkreis es wohl nicht lassen konnten, jedweden Widerstand zu den Ausbauplänen der B27neu lächerlich machen zu wollen und sich der erste Ärger ge-legt hat, ist es Zeit, noch einmal ganz sachlich zu zer-legen, was Herr Sauter da durch die Wortschöpfung „Lurch-Apostel“ versucht hat, in der Breite zu erreichen. Doch schrittweise.
Zunächst einmal ist es natürlich wirklich sehr schlechter Stil, eine ganze Gruppe von Menschen – und derer nicht wenige – auf ein einziges Merkmal zu reduzieren und zugleich damit zu versuchen, jedes ernsthafte Interesse an einer Änderung der Ausbaupläne lächerlich zu machen. Eigentlich kennt man das aus anderen Kreisen. Weniger von Denkern.

Aber gut, es sei verziehen, denn der Begriff „Lurch-Apostel“ ist nicht nur nicht zutreffend, sondern genau genommen auch noch grotten-olm-falsch. Weit und breit wurde von uns niemals nicht der Lurch als solcher genannt, sondern der „Lurch des Jahres 2014“ – ein Weltlurch, die Gelbbauchunke. Das konnte Herr Sauter wohl aber nicht wissen, denn es scheint als habe er weder die Aktenordner des RP gelesen noch sich ernsthaft mit unserer Argumentation befasst. Hätte er dies, wäre ihm nämlich auch aufgefallen, dass der sehr simple und durchaus auch einfältig wirkende Versuch, das „Wohl der Menschen“ gegen die Lurche auszuspielen, absolut nicht unserer Argumentationslinie entspricht. Wir sind ebenfalls für den Ausbau der B27 – nur nicht auf diesem Wege!
Eine Nachbetrachtung uralter Pläne einzufordern in Zeiten, in denen Technik und Wertegewichtung allenthalben Verschiebungen erfahren zu haben, ist Teil eines demokratischen und Bürgerbeteiligungsprozesses. Herrn Sauter scheint solch ein Prozess entweder fremd oder er hat ihn noch nicht selbst erfahren, zumindest unterliegt er deutlich dem Fehlschluss, dass die Überbringer einer unbequemen Wahrheit zugleich auch deren Ursache seien.
Ein Lurch, wer Böses dabei denkt!
Kurz und gut, die Strategie der „Denk“-Fabrik ist leicht durchschaubar, von überholtem Denken, altertümlicher Farbgebung der Plakate, schlechten Manieren und nicht zuletzt entlarvender Rhetorik und sehr eindimensionalem Denken in Hinblick auf echte Problemlösungsstrategien geprägt. Anders lässt sich nicht erklären, warum er uns, die wir tatsächlich KEINERLEI Eigeninteresse durch die „Verhinderung der Trasse“ haben, lediglich angreift, statt sich auf die Sachebene zu begeben. Aber gut, vielleicht macht man das andernorts so. Jede eingebrachte Einwendung, jeder Kritikpunkt an der Trasse und jeder Ärger über Missachtung von Lärmschutz fußt jedenfalls unsererseits auf Gesetzesgrundlagen und nicht zuletzt Rechtsprechungen, die wir umzusetzen einfordern. Nicht mehr – aber auch keinen Millimeter weniger!
Ferner zeigt der Beitrag im Zollern-Alb-Kurier leider auch, dass Individualinteressen und Parteipolitik bei diesem simplen Vorgehen im Vordergrund zu stehen scheinen. Was man den Lurch-Aposteln sicher nicht vorwerfen kann, denn die Diffamierung im übrigen auch jedweden Naturschutzverbandes vom Nabu über LNV, BUND und nicht zuletzt sogar der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg, hat weiter keine Strategie als blanken, bodenlosen und nicht einmal parteilich ausgerichteten Angriff. Nein, Herr Sauter und seine „Denker“ greifen andere an, weil sie eine andere Ansicht haben als er selbst. Und CDU und SPD machen sich durch das Schweigen zu Plakataktion und ZAK-Artikel letztlich hier zu Mittätern in der Diffamierung. Chapeau, ein Glanzstück der Selbstentlarvung!
Schade, dass es also wieder einmal zusehends auf einen sinnfreien Schlagabtausch hinaus läuft, denn sonst hätte Herr Sauter vielleicht erkannt, dass das bündnis nachhaltige mobilität STEINLACHTAL gleichermaßen wie viele Einzelpersonen, welche Einwendungen getätigt haben, ebenso wie übrigens auch die Gemeinde Nehren, sich nicht nur für das weinende Kind eine frühere Rückkehr seiner Eltern, sondern noch dazu eine Lebensgrundlage für alle wünschen. Mag sein, dass freie Fläche im Zollernalbkreis weniger rar ist als hier – dennoch hätten wir uns an jener Stelle des Diskurses genau das gewünscht, was uns ja aus dem Süden abverlangt wird: Empathie und den Versuch, die „andere“ Seite, auch wenn das im Wahlkampf, der ja schließlich am Ende des ZAK-Artikels entlarvenderweise auch noch als Impuls angeführt wird, nicht weiterhilft, zu respektieren.
Das sind die Inhalte jenseits der Lurche!
Deswegen lohnt doch noch einmal der Blick darauf, ob alle, die sich gegen die Endelbergtrasse geäußert haben, wirklich bloß verblendete Ökos sind und ob es bloß solcherlei Flachgründe gibt. Und man kann wohl sagen: NEIN!
- Es geht darum, dass bei den Plänen eine veraltete Lärmschutzrichtlinie angelegt wurde, wodurch die Planung heutzutage – seit 1.8.2020 – nicht mehr genehmigt worden wäre. Die Folge derer betrifft: nahezu alle (!) Einwohner Ofterdingens, die eben nicht direkt HINTER dem Endelberg wohnen. Sie wissen es nur noch nicht und wie es scheint, wollen sie es eben auch nicht wahrhaben, bis es zu spät ist.
- Und sie betrifft alle (!) Bewohner der Mössinger Dachtel.
- Es geht darum, dass hier drei Landwirte, die sich eine Existenz aufgebaut haben, enteignet oder zerstört werden. Regionale produktion einfordern und dabei die Lebensgrundlage der Produzenten zu zerstören, ist infam und zynisch!
- Es geht darum, dass eine Landschaft zerstört wird, die von Wildtieren wie Luchs und Wildkatze als Korridor genutzt wird.
- Es geht um den Schutz von Streuobstwiesen – nicht irgendwelchen Grashalmen, derer sich diese Region als Aushängeschild rühmt.
Der Versuch, all dies als „Wiese“ abzuwerten und sich darzustellen, als habe man die alleinige Deutungshoheit über die tatsächliche Wertigkeit jenes Landstriches, ist, mit Verlaub, anmaßend. Echte Denker sollten es besser wissen und auch ein anderes Niveau anstreben, vor allem aber: sich einmal die faktischen Argumente anhören, wenn sie schon die Stellungnahmen der Ämter nicht lesen wollen. Denn es wird an keiner Behörde der Welt umgeplant, wenn es dafür nicht handfeste Gründe gibt!
Aber ja – es geht AUCH darum, dass ein durch die EU und den Bund festgelegtes FFH-Gebiet zerstört wird. Das wiederum missfällt nicht nur den Gelbbauchunken und Wanstschrecken selbst, sondern sogar den Naturschutzbehörden im eigenen Hause des RP und Landratsamtes! Alles also: Lurch-Apostel.
Just von dort kam der Einspruch, den Herr Sauter wohl nicht kennt, denn spätestens wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte er sich seine Lurchmetapher wohl noch einmal etwas besser überlegt, dass hier Arten siedeln, die es eben NICHT auf jeder Wiese gibt.
Genug der Tiere, es GEHT UM MENSCHEN
- Ganz genau, es geht um Menschen – und derer leben einige hier und sind von der Streckenführung betroffen. Denn es geht hier auch darum, dass den Anwohnern ein Stück Lebensqualität genommen wird. Jenen Anwohnern, die teilweise nicht einmal darüber informiert wurden, DASS diese Trasse geplant ist. denen nun auch noch der Wert des Eigenheims abhanden kommt. (Noch einmal mehr: aus unserem Bündnis ist davon niemand betroffen – nicht dass es heißt 😉 )
- … jenen Anwohnern, deren Angehörige auf dem lärmumtosten Friedhof liegen werden.
- …. jenen Anwohnern, die in Bästenhardt ihre grundstücke verlieren – einer von ihnen übrigens bereits das zweite Mal wegen der B27
- …. jenen Anwohnern, die in Bad Sebastiansweiler ihre Existanz verlieren….
- Es geht darum, dass eine ganze Gemeinde – und da darf man Nehren durchaus hervorheben! – sich gegen diesen Bau ausgesprochen hat. Nicht gestern, nicht vorgestern, sondern vor 25 Jahren. Und dass irgendein Bürgermeister seither eben JENEN ENTSCHEID nicht nach Berlin getragen hat, weswegen man dort und in Stuttgart davon ausging: „Nehren ist einverstanden!“. WAR es nie, und ein Gespräch hinter den Kulissen hat offenbart, dass manche Planungs- Entscheidung unter Kenntnis dieses Umstandes von vornherein anders ausgefallen wäre.
In der Summe bleibt: diejenigen für ein Versäumnis anzuprangern, die lediglich darauf hinweisen, wo die Planung versagt hat, ist schäbig! Ganz besonders übrigens AUCH von der „Denk“-Fabrik, deren einzige Legitimation aktuell darin zu bestehen scheint, andere zu diffamieren, statt mit anzupacken und Kompromisse zu finden, wo sie sich der Lösung eines Problems verschrieben hat.
All jene Aspekte abzusprechen, die oben genannt werden und auf ein paar Lurche zu reduzieren, ist entlarvend und zeigt lediglich eines: es geht den „Denkern“ nicht ums Denken sondern um simple Schuldzuweisungen und Spaltung. Gute Nachbarschaft jedenfalls geht SO nicht!
Ein Kommentar zu “Lurchi-Post!”