OFFENLAGE Nr. 3 – Alle Jahre wieder!

Sind wir ehrlich: Es war entmutigend damals. Bei der ersten Offenlage der Planungsdokumente im Juni 2020 hörten wir Sätze wie „Das hat keinen Sinn, die Straße wird gebaut!“ oder zur Einschüchterung öffentlich geäußerte Fragen wie „Ihr zweifelt doch bitte nicht die Kompetenz der Planer öffentlich an?!“. Doch, das taten wir und tun es immer noch. Nicht zwingend die grundsätzliche Kompetenz, sicher auch nicht aller Planer aus allen Abteilungen, aber durchaus die Zeitgemäßheit und in vielen Fällen auch die Verhältnismäßigkeit, zuweilen gar die Korrektheit der Maßnahmen.

Wir waren und sind relativ überzeugt davon, dass niemand unfehlbar ist, immerhin hatte ja das RP selbst sich in den Vorjahren aufgrund des riesigen Verbrauchs und der Umweltschädlichkeit GEGEN die Trassenführung der „Endelbergtrasse“ ausgesprochen.

Inzwischen ist viel passiert. Die erste Reaktion auf die seinerzeit erhobenen 500 Widersprüche, die zweite Offenlegung der Pläne im März 2023, gab den mittlerweile aktiv zusammen arbeitenden beiden Bürgerinitiativen und den ebenso involvierten Naturschutzverbänden Recht. Die Pläne waren definitiv nicht ausreichend.

Auch die zweite Offenlage bot Anlass zu Widersprüchen – und nun also, ca. vier Jahre nach der vonseiten gewisser Politikerkreise als „Startschuss“ anvisierten Erstauslage, erfolgt hier die dritte Auslage bislang kritikwürdiger Planungen.

An der Linienführung des Wahnsinns-Flächenversiegelungsprojektes hat sich übrigens nichts geändert. Spannend wird es also, sollte es zu einem Planfeststellungsbeschluss kommen, wenn hier der Klageweg beschritten würde. Immerhin gibt es mit der Rechtsprechung zum fehlenden Alternativplan in Enzweihingen mittlerweile eine recht brauchbare Grundlage hierzu.

Angesichts des exorbitant hohen Flächenverbrauchs und der aktuellen Hochwassersituation im Ländle, angesichts des Volksantrags „Ländle leben lassen“ und mittlerweile extrem vielen gefährlich maroden Brücken und Straßen wird sich die Trassenführung „Endelbergtrasse“ mit verstreichender Zeit der Frage der Realisierbarkeit und vor allem der inkauf genommenen Verschlechterung der Lebensqualität durch diese stellen müssen. Immerhin würden weitere, später instand zu haltende, Kilometer und 14 Brückenbauwerke hierdurch generiert, Anwohner in Mössingen und Ofterdingen noch stärker belastet – und zwar ohne, dass bisher gegen die existierende Belastung durch Lärm an der aktuellen Ortsdurchfahrt B27 auch nur der geringste Schritt unternommen worden wäre. Wo sollte das enden, wenn die Kohle schon jetzt nicht reicht? Wie lässt sich solch ein Manöver denn noch glaubwürdig rechtfertigen?

Antworten darauf bleibt sowohl das RP als auch die aktuelle Kommunalpolitik schuldig. Was wir jetzt sagen können: auch in dieser Auslegungs-Runde machen wir uns wieder die Mühe der Lektüre. Darüber hinaus: Die deutsche Umwelthilfe ist auch weiterhin im Boot und bereit, den Einsatz gegen die Endelbergtrasse zu unterstützen, wie uns Herr Jürgen Resch bei der Veranstaltung der Tübinger FFF zum Schindhaubasistunnel im persönlichen Gespräch versicherte.

So es also sein soll, steht die Abendlektüre bis 12.07.2024 fest – bis dahin kann erneut Widerspruch eingelegt werden.

….. es ist nicht nur Europa- und Kommunalwahl – es ist auch Widerspruchszeit. Lest die Unterlagen, prüft, ob sich durch die Änderungen der Pläne im Bauverlauf für Euch Nachteile ergeben – und widersprecht dann. Alle Jahre wieder, bis es vorbei ist – wie auch immer es enden mag.

(Und ein kleiner, ganz persönlicher, abschließender Gedanke auf der Grundlage der Logik: Wer pauschal gegen Windenergie ist, weil die Rotoren die Landschaft verschandeln und Vögel erschlagen und wer die Flächenversiegelung durch die Bodensockel als Argument anführt, müsste folgerichtig mit derselben Vehemenz gegen den Straßenbau sein….) – ak

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